Die HNA berichtet seit Langem über einen angeblich rechtsextremen Reserve-Offizier aus einem kleinen Ort im Landkreis Kassel. Die Berichterstattung, die erstmalig vom Hessischen Rundfunk ausging, findet in identifizierender Art und Weise statt. Obwohl der Mann immer als „Michael L.“ anonymisiert wird, ist durch die Details der Berichterstattung binnen weniger Minuten im Internet die Adresse und Telefonnummer für jedermann recherchierbar.
Da fragt man sich, warum kürzen die Medien den Namen des Hauptmannes überhaupt ab, wenn sie so berichten. Warum wird eigentlich überhaupt den Fall berichtet? Hat die Öffentlichkeit ein Recht zu erfahren, ob Hinz oder Kunz mal einen Antrag auf Mitgliedschaft in der NPD gestellt hat? Und darf dieses Interesse soweit gehen Details aus Kinz‘ und Kunz‘ Leben ans Licht der Öffentlichkeit zu befördern?
Natürlich nicht! Auch wenn rechtsextreme Einstellungen und Personen (wie andere menschenfeindlichen Positionen auch) von der Gesellschaft sehr kritisch beäugt werden sollten, ist das Stellen von Parteiaufnahmeanträgen (abgesehen bei öffentlichen Persönlichkeiten) absolut irrelevant. Das mein fiktiver Nachbar schon seit Jahren – bei den besonders vom Verfassungsschutz beäugten Teilen – der Linkspartei aktiv ist, ist auch nichts für die HNA.
Und doch in diesem einen speziellen Fall hat die Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse an der Gesinnung des Michael L.! Denn die HNA hat ein wichtiges Details einfach unterschlagen. Lapidar schrieb sie schon am 17.09.2012:
Nach unbestätigten Meldungen ist der Reserveoffizier zurzeit im Einsatz in Afghanistan.
Schon damals schrieb ein Kommentator:
Was ich wesentlich gravierender finde: „Nach unbestätigten Meldungen ist der Reserveoffizier zurzeit im Einsatz in Afghanistan“ !!! Das wäre doch dann mal ein Ding ! Bitte recherchieren, HNA !!
10 Tage später, wusste die HNA, dass sich L. in Afghanistan befindet (sie schreibt es selber). Der Sachverhalt ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, da soll jemand rechtsextrem sein und scheint diesen Staat und seine Werte abzulehnen. Und gerade diese Person arbeitet aktiv für diesen Saat und bekommt Geld von ihm. Man stelle sich vor ein Lehrer stünde im Verdacht NPD-nah zu sein. Im HNA-Auflagengebiet würde es einen Aufschrei geben.
Aber die HNA hat dieses Thema einfach verschlafen. Erst heute ist bei stern.de und spiegel.de zu lesen:
Der „Stern“ berichtet, dass im Fall von L. der Militärische Abschirmdienst (MAD) seit kurzem aktiv geworden ist.
Das Soldatengesetz sieht vor, dass niemand für die Bundeswehr arbeiten darf, der nicht „jederzeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes eintritt“. Soldaten sollen Staatsbürger in Uniform sein. Für die Einhaltung dieses Grundsatzes und die Überprüfung der Soldaten ist der MAD zuständig.
Tja, die Story hätte auch von der HNA sein können. Aber die hat das Thema verschlafen. Heute findet sich auf hna.de auch nur ein Agenturartikel.