Wer gestern den Kommentar „Zum Tage“ las, dem stockte vielleicht nicht nur der Atem. Auch andere Körperreaktionen wären denkbar. Mir kam beispielsweise die Galle hoch, als ich diese Dialektik (innere Gegensätzlichkeit) las:
Wir wollen uns an diesen
Spekulationen nicht beteiligen.
Im Absatz davor hatte der Leiter der Kasseler Lokalredaktion noch heftig spekuliert und zu Spekulationen angeregt:
Die Umstände, die bisher bekannt
wurden, laden zu Spekulationen
ein. War es ein Unglücksfall,
entstanden aus Unachtsamkeit,
oder die sinnlose
Tat eines verzweifelten Vaters,
der unfassbare Höhepunkt von
Familienstreitigkeiten? Oder
gibt es eine dritte Möglichkeit?
Trauriger Tiefpunkt – der Kommentator spielt Tote gegen Tote aus:
Fest steht jedenfalls, dass es
in Kassel gestern eine Tragödie
gegeben hat, die fast jedes Maß
sprengt. Zwei kleine Kinder
sind tot, ums Leben gekommen
in Kassel. Das geht uns mehr
unter die Haut als der tausend-
fache, anonyme Tod durch ei-
nen Taifun.
Der letzte Absatz ist zum Fremdschämen. Oder wie es ein Hinweisgeber sagte: „Ich hätte das so nicht geschrieben!“ Dem emotionalen Argument von Frank Thonicke lässt sich nichts entgegnen. Nur er weiß, was ihm unter die Haut geht. Seine Gemütsbewegung kann ihm argumentativ nicht genommen werden.
Er muss aber keine Wir-Gruppe („uns“) aufmachen. Sicherlich gibt es in der Leserschaft Menschen, die von den weltweiten Katastrophen-Nachrichten noch nicht so abgestumpft sind wie Thonicke.
Gefunden hier:
Hess. Allgemeine (KS-Mitte) vom 11. November 2013: Zum Tage – Der Atem stockt – Frank Thonicke über zwei tote Kinder
Mit Dank an die Hinweisgeber!
Einfach nur zum Kotzen so ein Artikel. Das macht mich wirklich atemlos. Vielleicht sollte Herr Thonicke auf die Philippinen fliegen und tote Kinder aufsammeln. Mehr als zwei!
Unter die Haut
Mir stockt der Atem beim Lesen des Kommentars von F. Thonicke über die zwei in der Badewanne
gestorbenen Kinder in Rothenditmold. Was für eine gefühllose Äußerung eines Journalisten, dass uns zwei
tote Kinder in Kassel mehr unter die Haut gehen als unzählige Tote im Taifun. Unfassbar!!!
Esther Thiel