„Exklusiv-Interview“ mit Nordkoreas Botschafter

Heute ist in der HNA das „Erste Exklusiv-Interview“ mit Nordkoreas Botschafter Ri Si-Hong zu lesen. Die halbe Seite im HNA-Politikteil dürfte einige Leser verwundern. Das sonst so verschwiegene Nordkorea sucht die Öffentlichkeit und ausgerechnet die HNA soll als Medium diese Charmeoffensive transportieren?

Der Beitrag beginnt mit den Worten: „In seinem ersten Interview für ein deutsches Medium überhaupt hat Nordkoreas Botschafter in Berlin“ und endet mit „Werner Kolhoff (57) und Stefan Vetter (53) sind Korrespondenten unserer Zeitung in Berlin.“ Ganz so exklusiv, wie die diese Sätze vermitteln wollen, ist das Interview aber nicht. Kolhoff und Vetter sind zwei von drei Korrespondenten der Berliner Medien Service GmbH (BMS). Dies ist ein Tochterunternehmen der Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH. Die Saarbrücker Zeitungsgruppe gehört wiederum mehrheitlich zur Rheinische Post Mediengruppe. Die Rheinische Post ist 2013 der zehntgrößte Zeitungsverlag (an der Auflage gemessen) gewesen. Im Vergleich: Die Ippen-Gruppe (u.a. HNA) liegt auf Platz 6.

Die BMS fungiert als Berliner Büro (News Pool) für die Saarbrücker-Zeitungsgruppe und diverse andere Kunden (Tageszeitungen), so auch für die HNA. Recherchiert die BMS exklusive Meldungen, wie das Interview mit dem Botschafter, werden diese Berichte in der Regel im Namen der „Saarbrücker Zeitung“ zitiert, schließlich ist die Saarbrücker Zeitung Initiator des BMS-Pools und größtes Pool-Mitglied. So geben auch die großen überregionalen Medien, die über das Exklusiv-Interview berichten, die Saarbrücker Zeitung als Quelle an.

Ausführliche Informationen über die Arbeit der BMS hier. Auf die begrenzte Exklusivität des Interviews wird in der HNA nicht hingewiesen. Immerhin ist in der HNA der „lange Weg zum Interview“ beschrieben. Die Initiative ging von der nordkoreanischen Botschaft aus, Worte wie „Diktatur“ oder „isoliertes Land“ durften im Interview nicht vorkommen. Auf eine Prüfung des Interviews verzichtete der Botschafter laut HNA, Zitat: „Er vertraue der Presse.“ Die Autorisierung von Interviews wäre bei der HNA auch eher die Ausnahme, so zumindest unser Kenntnisstand.

Gefunden hier:
2. Politikseite, in der Hessischen Allgemeinen vom 05.02.2014 Seite 18

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