Ist das schon Schleichwerbung?

Die meisten Hinweise, die lokalzeitungskritik.de erhält, drehen sich um „Schleichwerbung“. Dieses Thema scheint bei der kritischen HNA-Leserschaft einen Nerv zu treffen. In den Zuschriften wird sich dann über die (unnötige) Erwähnung von Markennamen und -produkten beschwert oder die Berichterstattung über die Promotion-Tour eines Schokoladenherstellers gerügt. Schleichwerbung liegt aber erst vor, wenn eine bestimmte rote Linie übertreten wurde. In der gestrigen HNA findet sich auf Seite 2 ein solcher Schleichwerbungsanwärter.

Dass über die Wiedereröffnung eines großen Elektronikeinzelhändlers in der HNA berichtet wird, ist grundsätzlich nichts Anrüchiges. Dass dasselbe Unternehmen auch am selbigen Tag eine ganzseitige Anzeige in der HNA schaltet, hat ein Geschmäckle ist aber auch nicht speziell kritikwürdig. Schließlich handelt es sich um einen großen Werbekunden der HNA. Dass dann aber im redaktionellen Inhalt auf eine künftige Online-Anzeige hingewiesen wird, ist definitiv ein Verstoß gegen das Trennungsgebot von Werbung und Redaktion:

Schleichwerbung

Verkaufsfördernde Werbung im redaktionellen Format?

Das vorliegende Beispiel scheint im Sinne des Deutschen Pressekodexes relevant zu sein:

Richtlinie 7.2 – Schleichwerbung
Redaktionelle Veröffentlichungen, die auf Unternehmen, ihre Erzeugnisse, Leistungen oder Veranstaltungen hinweisen, dürfen nicht die Grenze zur Schleichwerbung überschreiten. Eine Überschreitung liegt insbesondere nahe, wenn die Veröffentlichung über ein begründetes öffentliches Interesse oder das Informationsinteresse der Leser hinausgeht oder von dritter Seite bezahlt bzw. durch geldwerte Vorteile belohnt wird.

Das Schalten von Anzeigen könnte als geldwerter Vorteil angesehen werden. Die kausale Koppelung von Anzeige und Artikel (Ich zahle – Du schreibst) ist freilich schwer nachzuweisen. Aber erst diese Kausalität würde aus dem werbenden Artikel Schleichwerbung machen. Somit bleibt vorerst nur der Image-Schaden für die HNA-Redaktion. Sie hat es augenscheinlich nötig statt sachlich unabhängig zu sein auf Werbung zu verweisen.

Wir hatten den Artikelautor, der auch Redaktionsleiter ist, um eine Stellungnahme zum Sachverhalt gebeten. Bisher blieb unsere Mail unbeantwortet.

Gefunden hier:
HNA (KS-Mitte) vom 04. Juni 2013: Neustart nach dem Umbau (Seite 2)
Das Problem der Trennung von Werbung und Redaktion ist bei der HNA nicht zum ersten Mal aufgetreten. Hierzu berichtete Bildblog Ende letzten Jahres schon einmal.

Ein Gedanke zu “Ist das schon Schleichwerbung?

  1. Na sicher ist das Schleichwerbung, allerdings ist Lokaljournalismus auf regionale Partner angewiesen, da ohnehin niemand guten Journalismus von der HNA erwartet. Die meisten Journalisten sind in der Unterhaltungsbranche.

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