Nun ist wirklich mal gut

HNA

HNA-Druckhaus in Waldau

Laut Pressestimmen beginnt in Kürze einer der wichtigsten Prozesse der bundesdeutschen Geschichte in München. Doch bei der Berichterstattung zum NSU-Gerichtsverfahren stehen seit einiger Zeit weniger die Straftaten im Vordergrund als vielmehr das Akkreditierungsverfahren für die Presse.

Der verantwortliche HNA-Redakteur für Politik und Wirtschaft Dr. Tibor Pézsa kommentierte am 31. April unter der Überschrift „Nun ist mal gut“ dazu:

“ […] dass man nicht so lange wählt, bis auch noch dem letzten das Ergebnis passt. Irgendwann muss mal gut sein, und dieser Zeitpunkt wurde beim Streit um die Journalistenplätze spätestens gestern erreicht.“ Weiter schrieb er: „So erweist sich die mediale Aufregung schnell als ganz normales Konkurrenzgerangel. Unsere Zeitung hat über ihre Zeitungsgruppe einen Platz im Gerichtssaal erhalten. Auswahl für den Leser gibt es genug. Die Pressefreiheit ist nicht in Gefahr.“

Wer beim Lesen der Worte „Irgendwann muss mal gut sein“ aufatmete und sich freute das Thema sei für die HNA abgehakt, täuschte sich. Denn schon einen Tag später kommentierte Tibor Pézsa wieder zum Losverfahren: „Mehr Blamage geht nicht“. Er schrieb, dass Oberlandesgericht hätte Dinge falsch gemacht, „die jeder Kegelvereins-Vorsitzende nach fünf Bier noch besser hingekriegt hätte“, sprach von „Dilettanten-Stadel“ und endete mit dem Satz: „Es ist zum Fremdschämen.“

Apropos Fremdschämen: Dienstags in der HNA verkünden „Irgendwann muss mal gut sein, und dieser Zeitpunkt wurde beim Streit um die Journalistenplätze spätestens gestern erreicht“ und mittwochs, genau:

  • Fragen-und-Antworten-Artikel unter der Überschrift „Jetzt wird nachverlost“
  • Sieben Pressestimmen von anderen Medien
  • einen weiteren Kommentar und
  • einen Hintergrund-Kasten mit den zugelassenen Medien

abdrucken. Ein Glück, dass heute wegen des Feiertags keine HNA erschien. So bleiben nur noch drei Ausgaben bis zum Prozess-Auftakt am Montag. Denn dann geht es vielleicht wieder um den Prozess an sich und nicht nur um den Presserummel. Die HNA wird auf jeden Fall berichten. Denn Offenbacher Post vertritt die Ippen-Gruppe, zu der auch die HNA gehört.

2 Gedanken zu “Nun ist wirklich mal gut

  1. Danke für die Kritik. Ich räume ein, dass das Hin und Her beim Münchner OLG über die Vergabe der Journalistenplätze schwer nachzuvollziehen ist. Dennoch: Bis zum 31. April war vieles strittig, die Videoübertragung in einen Nebenraum, die Raumwahl überhaupt, insbesondere das Ergebnis der Neuverteilung (obwohl bei genauerem Hinsehen schon erkennbar war, dass sich auch die diesmal zu kurz gekommenen Zeitungen einen Platz verschaffen können würden, die SZ über ihr Magazin, die FAZ und taz über andere Verlage) – aber eines war unstrittig: das Verfahren des OLG bei der Platzvergabe. Das war der Zeitpunkt, an dem ich über den anhaltenden Streit geschrieben habe: Nun ist mal gut. Einen Tag später wurde bekannt, dass das OLG beim Verfahren der Platzvergabe eben doch geschlampt hat – und das ist der entscheidende Unterschied zwischen „Nun ist mal gut“ und „Es ist zum Fremdschämen“. Ich gebe zu: Man sieht das nicht auf den ersten Blick, man muss sich schon mit der Sache befassen, auf die sich die Kommentare beziehen. In diesem Sinne yours, tpa

  2. Ich muss Ihnen zugestehen, von Dienstag auf Mittwoch hat sich die Sachlage durch die Fehler bei der erneuten Verlosung deutlich geändert. Es ist natürlich richtig über diesen Umstand zu berichten, keine Frage. Die Art und Weise fand ich dann aber doch etwas fragwürdig. Der Ton im Kommentar war für mich persönlich zu markig und die Pressestimmen, die am Mittwoch gedruckt wurden, gingen dann doch eindeutig auf das endlose erscheinende Presseplatzgerangel ein, dass Sie am Dienstag kritisiert hatten. Naja, publiziert ist publiziert und kritisiert ist kritisiert. Ich freue mich auf die nächste Ausgabe am Pfingstdienstag.

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