„Was filmen eigentlich die Kameras am Stern?“ fragte Robert Bienert von hnawatchblog.de als Ende November die HNA-Redaktion ihre Seiten mit Berichten über den dortigen Drogenhandel füllte.
Seit 2002 erfassen drei schwenkbare Polizei-Kameras den Bereich zwischen Hauptpost, Druselturm, Lutherplatz und Hansahaus. Die Bilder, der als Maßnahme gegen Straßen- und Drogenkriminalität installierten Kameras, werden direkt ins Polizeipräsidium übertragen. Doch wie sieht das Resultat der massiven Videoüberwachung am Stern aus, wenn laut den Kritikern in der HNA der Drogenhandel weiter floriert? FR-Online zog im Juli eine durchwachsene Bilanz: „Vor allem Drogengeschäfte seien so aufgeflogen, aber auch ein Raub und ein Verkehrsunfall konnten aufgeklärt werden.“
Dieser Kosten-Nutzen-Frage sollte die HNA-Redaktion doch bitte nachgehen. Medien sollen nicht rein beschreibend der Obrigkeit nachplappern:
Die Stadt nehme die Sorgen und Ängste der Anlieger der Unteren Königstraße sehr ernst, widerspricht Kaiser. Deshalb unterstütze die Stadt seit Jahren die Arbeit der Polizei unter anderem, indem sie die im Bereich Untere Königstraße/Am Stern installierten Videoüberwachungsanlagen mitfinanziert habe und die jährlichen Betriebskosten zahle. Ausgewertet würden die Bilder der Videoüberwachung aber alleine von der dafür zuständigen Polizei.
Sondern auch kritisch fragen. Hier ein paar Beispielfragen für die Redakteure, damit an bisherige journalistische Erfolge angeknüpft werden kann:
- Welche feststellbaren Auswirkungen hatte die Videoüberwachung am Stern seit der Inbetriebnahme 2002?
- Wie belegt die Kriminalstatistik diese Trends?
- Wie sehen die Trends für verschiedene Straftaten aus?
- Hat es eine Verdrängung / Verlagerung der Kriminalität in die umliegenden Gebiete gegeben?
- Wie viel kostet die Überwachung, es ist von 50 000 Euro pro Jahr zu lesen?
- Sind die Kameras auch für den Betrieb bei Nacht / Dämmerung ausgelegt?
- Wie sähen Alternativen zur Videoüberwachung aus?
Damit der Redaktion nicht langweilig wird. Noch der Verweis auf eine Studie der Uni Bielefeld (2004) aus der a) hervorgeht, dass die Auswertung in Kassel zuerst fehlerhaft war und b) eine Kriminalitätsverlagerung stattgefunden hat:
Bereits veröffentlichte Zahlen aus dem Jahre 2002 sind defizitär und bieten keine Möglichkeiten, Aussagen über die Wirkungen der Videoüberwachung zu tätigen, da die Zahlen auf einen zu weit gefassten Kriminalitätsbezirk in Kassel beruhen. Per Zufall stellte der Befragte diesen Fehler fest, als er neu zur Dienststelle kam […].
In Bezug auf die BTM-Delikte wird davon ausgegangen, dass eine Verlagerung stattgefunden hat.
„KASSEL: Die BTM-Szene – das kann man eigentlich schon sagen – hat sich einen wenig darauf eingestellt.“
— Kommentar entfernt —
Mit diesem Anliegen können Sie sich an die 110 wenden. Lokalzeitungskritik.de setzt sich kritisch mit der HNA-Berichterstattung auseinander und ersetzt nicht Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz. // Kiepe