Auf Seite 5 liefert heute die HNA-Redaktion eine erstklassige Vorlage für Rassismus. Im oberen Artikel ist zu lesen: „Neuzuwanderer aus Osteuropa leben oft in ärmsten Verhältnissen“ im unteren „Auch die Polizei hat öfter mit Bulgaren und Rumänen zu tun“. Eher unfähig einen Zusammenhang zu erkennen, übernimmt die Redaktion die Zahlen der Kriminalstatistik und schreibt:
Der Anteil ausländischer Tatverdächtiger lag entsprechend bei knapp 28 Prozent. Statistisch gesehen ist die Kriminalitätsrate unter Kasselern mit ausländischem Pass erhöht: Denn der Ausländeranteil in der Stadt beträgt lediglich 13,7 Prozent. 2,7 Prozent der Tatverdächtigen waren bulgarischer Staatsangehörigkeit. Der Anteil der Bulgaren an der Gesamtbevölkerung in Kassel betrug laut Kommunalstatistik 0,7 Prozent.
Hier wird der Kurzschluss nahegelegt, Ausländer seien krimineller als Deutsche. Dezent verschweigt die Redaktion aber die Gründe für diese Symptomatik. Nicht die Nationalität erklärt die Kriminalität, sondern sozioökonomische Merkmale der Tatverdächtigen. Deutsche/Nichtdeutsche ist das falsche Denkmuster, Bulgarien sind nicht aufgrund ihres Passes krimineller. Überdurchschnittlich kriminell sind bestimmte Gruppen (jüngere, sozialschwache, bildungsferne Männer unabhängig von der Nationalität). So zeigen soziologische Studien das Gegenteil des Vorurteils des kriminellen Ausländers:
Arbeitsmigranten sind erheblich gesetzestreuer als Deutsche mit einem vergleichbaren Sozialprofil.
Bei so platter Berichterstattung muss man sich über die primitiven Kommentare zu dieser gar nicht wundern.
Gefunden hier:
Hessische Allgemeine vom 1. Juli 2014: Zuwanderer aus Osteuropa in Kassel.