Heute: Kopfrechnen für Journalisten

Wenn in der HNA-Redaktion drei Redakteure sitzen und ein Praktikant dazukommt: Ist dann jeder Dritte (33 Prozent) ein Praktikant? Natürlich nicht! Jeder Vierte (25 Prozent) lautet die richtige Antwort.

Jetzt um den Faktor 10³ größer:33Prozent

Rechnung:
1000 Flüchtlinge / (3000 Einwohner + 1000 Flüchtlinge) = 0,25 bzw.
1000 / 4000 = 25 Prozent

Für Klugscheißer: Der Vergleich zwischen der Kerngemeinde Calden (2983 Einwohner) und der Stadt Kassel (196.578) hinkt natürlich. Entweder man vergleicht die Kerngemeinde Calden mit einem Kasseler Stadtteil oder die gesamte Gemeinde Calden (7498 Einwohner) mit allen Ortsteilen mit der Stadt Kassel mit allen Stadtteilen. Dann lautet die Rechnung 1000 Flüchtlinge von (7498 +1000 Menschen) sind 11,8 Prozent. 1000 Flüchtlinge pro 7498 Kasseler macht 26.217 Neubürger/-innen für die Stadt Kassel, bei dann 222.795 Bürger/-innen.

Für Geschichtsinteressierte: Ab 1685 wurden in Kassel Glaubensflüchtlinge aus Frankreich aufgenommen und in der für sie errichteten Oberneustadt angesiedelt. Etwa 4000 Hugenotten kamen nach Hessen-Kassel, davon circa 2000 in die Residenzstadt Kassel. 1626 hatte Kassel 6329 Einwohner. Auch Kassel hat dies verkraftet.

Gefunden hier:
Hess. Allgemeine vom 13. August, Seite 2: Flüchtlingslager in Calden

Traue keiner Statistik

Vor wenigen Tagen berichtete die einzige gedruckte Tageszeitung der Region über Zivilcourage gegenüber Schlägern in der Straßenbahn. In einem mit „Hintergrund“ betitelten Absatz heißt es reißerisch, es gäbe mehr Übergriffe in Bus und Bahn. Worauf sich dieser „Hintergrund“ bezieht, bleibt allerdings im Dunkeln, denn unter der Furcht-einflößenden Überschrift wird die KVG-Sprecherin zitiert, dass es gar keine eigene Statistik über Gewalt im Kasseler ÖPNV gäbe. Und aus der ebenfalls zitierten Kriminalstatistik der Kasseler Polizei geht sogar ein Rückgang von Gewalttaten hervor. Warum sollen also aggressive Pöbler und Schläger statt auf der Straße ausgerechnet vermehrt in der Tram zuschlagen? Oder ist da auch die Zeitung dem Paradox erlegen, dass trotz zurückgehender Straftaten die rein subjektiv gefühlte Unsicherheit bei manchen Menschen zunimmt?

Spanische Ortsangaben

Diese Ortsangabe kam einer Leserin spanisch (ugs. für seltsam) vor:

Fundacionums

Mit Recht! Die Stadt heißt Fundación. Kleine Tippfehler in Agenturmaterial können auch Verwirrung stiften.

Gefunden hier von einer Hinweisgeberin:
Melsunger Allgemeine vom 21.05.2014, Seite 24: 32 Kinder sterben in brennendem Bus

Maß halten – in der Parkgebühren-Debatte

Erst Tempo 30 auf Kasseler Hauptstraßen und jetzt auch noch (nach 18 Jahren) eine Erhöhung der Parkgebühren um durchschnittlich 66 Prozent! Die nordhessische Autofahrerseele scheint zu kochen, ein Kommentar der Lokalzeitung fordert Maß halten! Dieser letzten Forderung schließen wir uns an.

Denn die höheren Parkgebühren sind noch nicht beschlossen. Und zum besseren Vergleich müssen außerdem die durchschnittlich 66 Prozent auf die 18 Jahre umgerechnet werden, in denen die Tarife gleich geblieben sind. Der Einfachheit halber rechnen wir mit einer gleichmäßigen Preissteigerung über die Jahre. Dann gilt (auf Grund des „Zinses-Zins-Effekts“): Der Tarif seit 1996 multipliziert mit der jährlichen Teuerung über 18 Jahre muss gleich der 66-prozentigen Steigerung von 1996 auf 2014 entsprechen. In anderen (mathematischen Worten):

P1996 · x18 = P1996 · 1,66 = P2014

Durch Ziehen der 18. Wurzel, 18√1,66, erhalten wir also die durchschnittliche Gebührensteigerung pro Jahr zu 1,029, das sind also 2,9 Prozent pro Jahr. Im Vergleich zu den Preisen, die ÖPNV-Nutzer für ihre Fahrkarten zahlen müssen, sind die Parkplatznutzer also im Schnitt weniger stark belastet. Und die ÖPNV-Nutzer fahren trotzdem regelmäßig in die Kasseler Innenstadt zum Einkaufen.

Aktuelle Recherche Fehlanzeige

Wer sich „Kassel live“ nennt, sollte auch mit aktuellen Zahlen arbeiten. Dieser statistischen Angabe, aus der heutigen HNA, möchte ich eine aktuellere gegenüberstellen:

21500Studierende

Die nebenstehende Zahl ist mehr ein Fall für „Kassel history“ als für „Kassel live“. Laut Universität liegt die aktuelle Studierendenzahl bei 22.877. Also rund 1377 höher als von der HNA angegeben. Die von der HNA verwendete Zahl ist wohl schon etwas älter.

Gefunden hier: Hessische Allgemeine vom 03. Dezember 2013, Seite 11: Kassels Universität wächst