„Die Flüchtlinge sind unser finanzielles Unglück“

Frei nach Heinrich von Treitschkes (1834-1896) Satz „Die Juden sind unser Unglück“ titelt die HNA:ZuvieleFlüchtlinge

Gut, die Haushaltsdefizite des finanziell angeschlagenen Landkreises Kassel stehen zwar in gar keinem signifikanten Zusammenhang zur Entwicklung der Flüchtlingszahlen! Aber egal: Die Flüchtlinge sind unser finanzielles Unglück. Mit dieser Meinung des Landrates rahmt die HNA seit Monaten den lokalen Diskurs. Gut, nicht nur in der Flüchtlingshilfe gab es Kostensteigerungen. Sondern auch in den Bereichen Jugendhilfe, Landeswohlfahrtsverband und bei den Personalkosten. Aber wer würde schon schreiben:

  • Zu viele Behinderte: Kreis Kassel rutscht in die Miesen

Nach einer Änderung der Headline sind der HNA 1800 Flüchtlinge zwischenzeitlich nicht mehr „zu viel“, sondern nur noch viel:

vieleflüchtlingeGefunden hier:
HNA.de vom 14.07.2015: Viele Flüchtlinge: Kreis Kassel rutscht wieder in die Miesen

Bürgermeisterwahl in Immenhausen

SchützebergSouveräne Wahlkampfberichterstattung geht anders:

Erst dem unabhängigen Kandidaten zuschreiben, er sei der Freien Liste Immenhausen (FLI) verbunden, dann den Namen des Gewählten falsch schreiben:

Schützberg

Gefunden hier:
HNA.de vom 7. Juli 2015: SPD bietet künftigem Bürgermeister Schützberg Kooperation an (Fehler bis heute nicht korrigiert).
HNA.de vom 5. Juli 2015: Bürgermeisterwahl in Immenhausen

Update: Inzwischen wurde der Tippfehler korrigiert (siehe Kommentar).

Weltrekordverdächtig

Nach langer Zeit mal wieder eine Stilblüte:

Hochsprung

Hochsprung, aus dem Stand, 2,8 Meter? Liegt der Weltrekord der Männer nicht bei rund 2,4 Meter?

Der Autor hatte über den Sporteignungstest der Uni Kassel geschrieben, an dem er teilnahm. Er meint wohl die Disziplin Jump & Reach, wo Männer mindestens 50 Zentimeter hoch springen müssen.

Gefunden hier, dank einen Hinweisgeber:
Hess. Allgemeine vom 18.06.2015, Seite 6: Das Springseil als größte Hürde

Leseempfehlungen

1. Empfehlung: B. Rosenkranz „Die ‚Huffington Post‘ zieht’s nach Kassel, Germany“

Die „Huffington Post“ hat Kasel gehypt: Und die HNA hat den Artikel der „Huffington Post“ gehypt. Boris Rosenkranz schreibt im Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier:

Aber was macht man jetzt als Regionalzeitung aus einem netten Trend, der gar keiner ist? Man kann den Kasselanern ja nicht vollends die Hoffnung rauben, nachher setzen sie sich noch alle in einen Zug nach Berlin (Fahrtzeit: etwas weniger als drei Stunden), und dann wäre Kassel leer. Also darf es wenigstens in der Überschrift so aussehen, als spräche die Welt über Kassel und nicht nur der Münchner Ableger einer amerikanischen Online-Postille.

In einem weiteren Artikel verteidigt der HP-Autor seinen Kassel-Artikel gegen die Kritik von Boris Rosenkranz.

2. Empfehlung: W. Fritsch „Was Leser der HNA loswerden – ein Abend über Online-Kommentare“

Dass die hier vorgestellten, teils unbedarften, teils Ressentiment geladenen Kommentare noch längst nicht die schlimmsten Äußerungen darstellen, zeigte Nähler anhand einiger Beispiele von (natürlich nicht veröffentlichten) Leser-Reaktionen, die an Unflätigkeit kaum zu überbieten waren und bis zu Morddrohungen reichten.

Gefunden hier:
HNA.de vom 30. April 2015: Was Leser der HNA loswerden – ein Abend über Online-Kommentare

Zoll-Razzia bei „HNA-naher“ Zustellfirma

Nach Leserprotesten hat heute auch die HNA über einen Großeinsatz des Zolls bei einer Kasseler Zustellfirma berichtet. Die Durchsuchungen fanden bereits am 15. April statt, berichtet nh24.de. Sowohl online, als auch gedruckt wurde der HNA-Artikel mit klarem Lokalbezug im Wirtschaftsteil „versteckt“. Bei der HNA ist das Thema Chefsache, der Chefredakteur persönlich schrieb die kurze Meldung, die zwei Wochen auf sich warten ließ.

Von der Relevanz her hätte der Artikel auch Aufmacher sein können: Verdacht des Vorenthaltens von Sozialversicherungsbeiträgen in einer Vielzahl von Fällen durch Umetikettieren von beitragspflichtiger Beschäftigung zu beitragsfreier kurzfristiger Beschäftigung. 600 Beamte bundesweit im Einsatz, 90 durchsuchte Objekte, 2 Millionen Euro beschlagnahmt, schreiben andere Medien. Genaue Details zu den womöglich illegalen Beschäftigungsverhältnissen hat nh24.de bei Zoll und Staatsanwaltschaft erfragt und klärt die Hintergründe für die Ermittlungen auf.

Warum hüllen sich die Kasseler Ippen-Medien HNA und ExtraTIP zu diesem Großeinsatz in Schweigen? Spiegel-Online schreibt:

Die Behörden gehen davon aus, dass die Unternehmen, die zum Einflussbereich des Münchner Verlegers Dirk Ippen gehören, sich mit einem illegalen Trick um Sozialversicherungsabgaben in Millionenhöhe gedrückt haben. Im Zentrum steht dabei nach Angaben eines Ermittlers neben einem Offenbacher Unternehmen die Firma Top Direkt Marktservice GmbH in Kassel, die von dem Ippen-Neffen Daniel Schöningh geleitet wird und unter anderem auf die Verteilung kostenloser Werbezeitschriften spezialisiert ist.

By I, the copyright holder of this work, hereby publish it under the following license: [GFDL or CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Das Gebäude Frankfurter Straße 168 Foto: CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Die „Kasseler Firma Top Direkt“ soll also ippennah sein und ist damit entfernt mit der HNA und dem ExtraTIP verbunden. „HNA-nah“ ist auch der Firmensitz.

Auf Nachfrage bestätigte uns die Kasseler Staatsanwaltschaft, dass auch der Geschäftssitz in Kassel (des von der Staatsanwaltschaft namentlich nicht genannten Unternehmens) durchsucht worden sei. Eine kurze Internetrecherche ergibt, dass die Zustellfirma im gleichen (nicht ganz kleinen) Gebäudekomplex wie die HNA in der Frankfurter Straße sitzt. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten, warum zuerst keine Berichterstattung erfolgte:

  • Zoll, Staatsanwaltschaft und Rentenversicherung können sehr diskret auf dem Gelände des Druck- und Pressezentrums durchsuchen und konzentriert arbeitende HNA-Redakteure haben in ihren Großraumbüros nichts mitbekommen.
  • Oder die Berichterstattung war unerwünscht …

Egal, was zutrifft, beides lässt kein gutes Haar an der HNA erahnen. Unabhängig davon, wie die Ermittlungen ausgehen werden. Gegenüber dem Mediendienst Kress bestätigte die Firma die Ermittlungen und erklärte, sie kooperiere mit der Staatsanwaltschaft, um die Vorwürfe zügig zu klären.

Nachtrag (6. Mai): Die durchsuchte Firma stellt u.a. den ExtraTIP zu. Zwischen beiden Geschäftsleitungen gibt es eine personelle Klammer.

Gefunden hier:
Hess. Allgemeine vom 29. April 2015, Seite 21: Großeinsatz des Zolls bei Kasseler Firma