Disko-Diskriminierung

Über den Ausspruch „Du kommst hier net rein!“ von Kaya Yanars Kunstfigur „Hakan“ können viele Lachen. Den meisten, die diesen Ausspruch abends vor der Diskothek zu hören bekommen, vergeht das Lachen aber sicherlich. In der gestrigen Ausgabe (KS-Mitte) berichtet die HNA über einen Wolfhager CDU-Stadtverordneten mit „türkischen Wurzeln“, der in Begleitung dreier Jugendlicher, mit Verweis auf seine Abstammung der Zutritt zu einer Kasseler Diskothek verwehrt blieb.

Ein typischer Fall von Alltagsrassismus. Löblich dass die HNA auf solche gesellschaftlichen Probleme aufmerksam macht. Schließlich ist dies eine Funktion der freien Presse. Fraglich nur, warum die HNA einen Politiker braucht, um über diesen Sachverhalt zu berichten. Es dürfte in Kassel sicherlich unzählige Personen geben, die schon ein gleich gelagertes Ärgernis erlebten. Schade, dass dieses Thema erst jetzt aufgegriffen wurde. Anlässe für eine frühere Berichterstattung hätte es sicherlich gegeben.*

Meines Erachtens könnte die Berichterstattung zur Problematik etwas tiefgründiger sein. Auf den rechtlichen Aspekt des Themas hätte eingegangen werden können. Und nicht zuletzt sollte nicht vergessen werden, dass „Ausländer“ sicherlich nicht die einzigen Disko-Besucher sind, die an der Tür diskriminiert werden. Wenn die größere Männergruppe an der Tür mit Hinweis auf den geringen Frauenanteil abgelehnt wird, dann ist das Sexismus. Und die Ablehnung aufgrund zu hohen Alters ist Altersdiskriminierung. Alles Disko-Diskriminierung halt. Klingt nach viel Arbeit für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes und deutsche Gerichte.

Das Thema reizt die Gemüter: Schon 156 Leser-Kommentare gibt es unter dem Artikel. Und wie das im Leserforum der HNA so ist, fehlt es an dummen und dümmsten Kommentaren (meist ziemlich out of topic) nicht:

  • „Komme in der Türkei wahrscheinlich auch nicht in jede Moschee. Ist das Christenfeindlich? Ich bin allerdings Atheist.Steht aber nicht auf meiner Stirn.“ (Quelle)
  • „In Ankara gibt es auch Discotheken, oder? Dank dem neuen Flughafen ist es inzwischen nur ein Katzensprung. Spätestens in 5 Jahren werden die Grünen einen Antrag stellen, alle Deutsche Frauen sollen bitte einen Kopftuch tragen. Es gibt jetzt schon in vielen Schulen und anderen Einrichtungen keinen Schweinefleisch mehr. Langsam aber sicher schaft sich diese Republik ab.“ (Quelle)
  • „[…] AfD wäre eine Lösung“ (Quelle)

Gefunden hier:
HNA (Kassel-Mitte) vom 17. April 2013, Seite 5: Beim Türsteher war Endstation
* Gab es in den letzten Jahren schon HNA-Artikel zum Thema? In einem Leser-Kommentar klang dies an, ich habe keinen gefunden.

3 Gedanken zu “Disko-Diskriminierung

  1. Bei der Überschrift dachte ich noch: Nichts besonderes, jeder hat Hausrecht und das passiert am Abend 100 mal. In der Mitte des Texte dachte ich mir: Ganz schön populistisch geschrieben. Dann habe ich auch gleich an das Ende gelesen und sah: „Von Ulrike Pflüger-Scherb“ und dachte mir nur: Bratwurstjournalismus. Des Rest braucht man nicht lesen.

  2. Sicherlich ist es legitim jemanden mit Verweis auf das Hausrecht an der Türe den Zutritt zu verwehren, schließlich gibt es das Hausrecht. Hierbei aber klar rechtswidrig zu argumentieren („Wenn du nicht so ausländisch aussehen würdest, dann wäre das kein Problem.“) ist – wie geschrieben – nicht nur grundgesetzwidrig (Art. 3, Abs. 3 GG) und ein Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, sondern einfach dämlich. Deswegen gab es auch schon die ersten erfolgreichen Klagen vor Gericht.

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