„Kinderknast“ – Teil 2

Schon früher hatte lokalzeitungskritik.de die Berichterstattung der HNA über das einzige geschlossene hessische Kinderheim kritisiert. Konsequent wertete die HNA in ihren Artikel die Einrichtung als „Kinderknast“ oder „Kindergefängnis“ ab. Gerne auch ohne Benutzung der Anführungsstriche, die einen Hauch von sprachlicher Neutralität vermitteln.

Hierbei machte sich die HNA den Sprachgebrauch der Kritiker in einer unreflektierten Art und Weise zu eigen. Folge ist, dass die Wortwahl beim Leser zu falschen Assoziationen führt: Ein hässliches Gebäude, umgeben von Mauern und Stacheldraht, Wachtürme, uniformierte Wärter, scharfe Sicherheitskontrollen. Hinter der Bezeichnung „Kinderknast“ steckt auch der Versuch politisch Stimmung zu machen. Ähnlich wie bei der „Einheitsschule“, die das Pendant zur „Gemeinschaftsschule“ ist. Oder auch bei der „Gesundheitsprämie“, bzw. „Kopfpauschale“.

Dass das Wort „Kinderknast“ Wirkung zeigte, bewies die HNA jetzt selber. Als das erste aus Kassel stammende Kind nach Sinntal in das geschlossene Kinderheim kam, wurde zwar vermieden die Gefängnismetapher zu bedienen aber das Symbolbild spricht Bände:

Gefängniszelle als Symbolbild für geschlossenes Kinderheim

Das Bild passt gut in die Reihe sprachlicher Fehlgriffe. Zu dem Zehnjährigen gibt es inzwischen auch einen weiteren Artikel.

P.S.: Natürlich würde jeder Kritiker des Kinderknastes die Wortwahl „intensivpädagogisch-therapeutische Wohngruppe“ auch als sprachliche Beschönigung (Euphemismus) bezeichnen.

Gefunden hier:
HNA.de vom 17. Oktober 2012, 10 Uhr: Erstmals Zehnjähriger aus Kassel in geschlossenem Heim

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