noKAGIDA (4): Polizei prügelt

Publikative.org, ein Watchblog der Amadeu Antonio Stiftung über die rechte Szene, berichtet von Polizeigewalt am 05. Januar. Beamte prügelten während der (no)KAGIDA-Demos zwei Antifaschisten krankenhausreif (Gehirnerschütterung und Jochbeinbruch). Polizeigewalt – Ein Thema für die HNA? Eher nicht, im Interview vom 13.01. bügelt der Pressesprecher der Polizei die Vorwürfe als „völlig haltlos“ ab:

Anhänger des Bündnisses gegen Rechts haben sich in der vergangenen Woche bei der HNA gemeldet und behauptet,
Gegendemonstranten seien von der Polizei krankenhausreif
geschlagen worden. Stimmt das?

[Polizeisprecher Torsten] WERNER: Diese Vorwürfe sind
völlig haltlos.

Wenn die Polizei sagt, es gäbe keine Polizeigewalt, dann glaubt die HNA dies erst einmal treudoof. Kritik an der Polizei findet sich in der HNA-Berichterstattung über die letzten Montagabende keine. Anlässe für Kritik hätte es genug gegeben (siehe unten), aber HNA und Polizei bilden in Kassel eher eine Symbiose.

Deutliche Kritik an der HNA kommt von Publikative.org:

Dass die Polizei in Kassel ohne öffentlich wahrnehmbaren Widerspruch auf diese Weise vorgehen kann, liegt auch an lokalen Medien, die ihre Kontrollfunktion eher selten wahrnehmen. So berichtete die Hessische/Niedersächsische Allgemeine, die einzige Kasseler Lokalzeitung, zunächst ohne Berücksichtigung der Schilderungen der Opfer über die Prügelattacken, obwohl das Bündnis gegen Rechts eine entsprechende Pressemitteilung herausgegeben hatte. Die Zeitung gab aber einem Polizeisprecher die Möglichkeit, die Vorwürfe als »völlig haltlos« zu bezeichnen. Zwei Wochen später kamen die Opfer dann doch noch zu Wort.

Warum die HNA erst am 27.01. kritisch über die Polizeigewalt berichtet, obwohl schon zwei Wochen bekannt?

Die betroffenen Gegendemonstranten schilderten den Vorfall nun in einem Gespräch mit der HNA. Informationen darüber lagen unserer
Zeitung schon länger vor. Weil diese bis dahin aber unvollständig und teils widersprüchlich waren, berichten wir über den Vorfall erst jetzt nach direktem Kontakt mit den Betroffenen, bei dem sie ärztliche Befunde vorlegten.

Die Informationen waren also widersprüchlich? Weil der Polizeisprecher dem Vorwurf auf Nachfrage widerspricht, wird nicht berichtet?! Da fällt einem auch nichts mehr ein. Die HNA glaubt eher der Polizei als den Gewaltopfern (sollen die sich selber verletzt haben?) und schweigt erst einmal. Eine Anzeige der Opfer liegt nicht vor, darauf verweist gerne auch der Polizeisprecher:

Den betroffenen Personen stehen wir gern für Rücksprachen zur Verfügung“, so Werner.

Achso, und ich dachte immer Körperverletzung im Amt sei ein Offizialdelikt und wird genauso wie Strafvereitelung von Amts Wegen verfolgt.

Gefunden hier:
Hessische Allgemeine vom 13.01.15, Seite 2: Hinterhöfe und Eingänge werden untersucht
Interview mit Polizeisprecher Torsten Werner: Bei Demo-Einsätzen werden jeden Montag mehrere Hundert Polizisten benötigt

Hessische Allgemeine vom 27.01.15, Seite 4: Zwei Verletzte nach Demo / Kagida-Gegner klagen über hartes Vorgehen von Polizeibeamten Anfang Januar

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