Vor wenigen Tagen berichtete die einzige gedruckte Tageszeitung der Region über Zivilcourage gegenüber Schlägern in der Straßenbahn. In einem mit „Hintergrund“ betitelten Absatz heißt es reißerisch, es gäbe mehr Übergriffe in Bus und Bahn
. Worauf sich dieser „Hintergrund“ bezieht, bleibt allerdings im Dunkeln, denn unter der Furcht-einflößenden Überschrift wird die KVG-Sprecherin zitiert, dass es gar keine eigene Statistik über Gewalt im Kasseler ÖPNV gäbe. Und aus der ebenfalls zitierten Kriminalstatistik der Kasseler Polizei geht sogar ein Rückgang von Gewalttaten hervor. Warum sollen also aggressive Pöbler und Schläger statt auf der Straße ausgerechnet vermehrt in der Tram zuschlagen? Oder ist da auch die Zeitung dem Paradox erlegen, dass trotz zurückgehender Straftaten die rein subjektiv gefühlte Unsicherheit bei manchen Menschen zunimmt?
Gestern wurde meine Freundin auf der Fahrt zur Arbeit zunächst von einem alkoholisierten Pärchen und wenig später von einem glatzköpfigen Rüpel attackiert (heftiger Schlag auf die Schulter, „Mach Platz da, Schlampe!“). Heute erlebe ich persönlich die verbale Attacke eines Alkoholisierten gegen eine ältere Frau in der Straßenbahn („Frauen wie Sie pinkeln auch in die Straßenbahn!“). Zynisch, sich bei einer derartigen Situation über die korrekte jounalistische Verwendung von Kriminalstatistiken auszulassen. Subjektiv gefühlt? Mag sein, aber das sind die Eindrücke, die zählen!